Ihnen allen einen recht schönen guten Tag, verehrte Damen, verehrte Herren, verehrter Herr Professor Hefter, ich bin der Überraschungslaudatore (sic)– wenn das nun so richtig ist…, dass ich heute hier stehe… Und zuerst sage ich aber etwas zu meinem Namen und wo ich herkomme. Ich bin Karsten Funke-Steinberg, komme aus Leipzig und bin der Einladung des Vorstands des Vereins gefolgt, und zu dem auch Andreas Funke, verkehrt, Andreas Funke-Reuter gehört, jetzt komme ich schon durcheinander mit unseren Namen, und das ist auch schon der Grund, weswegen ich um ein Haar die Aufgabe nicht angenommen hätte, weil ich mich ihr beinahe nicht gewachsen gefühlt hätte, denn ich habe noch nie in so einem Saal gestanden und vor einem solchen Kreis von Menschen reden dürfen oder reden sollen. Da bitte ich Sie um Ihr Verständnis. Dass ich heute doch da bin, hat zwei Gründe:
Als der Anruf von meinem Bruder mich erreichte, war meine erste innere Entscheidung: Das mache ich auf jeden Fall nicht! Ich habe es ihm aber nicht gleich gesagt, sondern ich habe ihn weiterreden lassen und nach und nach, im Verlauf des Telefongesprächs, dachte ich: So geht das nicht. Es ist eigentlich eine Kleinigkeit, die mir Andreas angetragen hat, die gegenüber der Tatsache, dass er sein Leben mit der Krankheit meistert, die genauso mich hätte befallen können und gegenüber dieser Leistung, dachte ich, es wäre völlig unangemessen, wenn ich jetzt dazu Nein sage oder umgekehrt, es ist genau das Richtige, dass ich so etwas, auch wenn ich es noch nie gemacht habe, heute tue. APPLAUS. Und es ist eine sehr kleine Tat im Vergleich zu dem, wie du und alle anderen, die diese Krankheit, die unter dieser Krankheit leiden, ihr Leben meistern, und ich bin sehr gerne deswegen jetzt hier und erneut nach Düsseldorf gekommen. Und der zweite Grund ist, dass es mir Gelegenheit gibt, Ihnen, Herr Professor Hefter, zu danken. Prof. Hefter: Gerne! APPLAUS Es liegt jetzt etwas mehr als 20 Jahre zurück, dass eine sehr anstrengende Autofahrt von Leipzig nach Düsseldorf hier endete und das, was für mich in dem Moment eine anstrengende Autofahrt mit meinem Bruder Andreas gemeinsam war, weil er in einer sehr schlechten Verfassung war. Und so verzweifelt war, dass er nicht recht wusste, ob und wie sein Leben weitergehen sollte.
Für mich endete nur eine Autofahrt, für ihn endete eine Odyssee, die ihn über mehrere Jahre durch verschiedene Diagnosen und Kliniken und Therapien geführt hatten, die alle nicht zur Linderung seiner Beschwerden führten, weil sie nicht die richtigen waren. Der Abend, an dem Sie uns hier in Düsseldorf empfingen, ich war davon sehr beeindruckt, denn der Abend war schon fortgeschritten, Sie waren noch da, das Foyer war ganz leer und Sie kamen uns entgegen, und Sie haben sich vielleicht eine Dreiviertelstunde Zeit genommen und in dieser Dreiviertelstunde - und das möchte ich gerne wiedergeben - da habe ich den Eindruck gewonnen, dass Sie der Richtige sind, der mit einer großen Ernsthaftigkeit und Sorge, aber auch mit Zuversicht eine Vorstellung davon hat, wie mein Bruder geheilt werden kann. Und heute, heute kann ich sagen: Herr Professor Hefter, von diesem Moment an haben Sie meinem Bruder sein Leben zurückgegeben und mir meinem Bruder. Vielen Dank. APPLAUS.
Ich danke Ihnen auch für die vielen Grüße, die Jahr für Jahr mich noch erreicht haben, danke schön, und ich danke Ihnen für die Unermüdlichkeit, mit der Sie investiert haben in das Verstehen, in das Behandeln und vor allem in das menschliche Begleiten von Menschen, die unter dieser Erkrankung leiden. APPLAUS.
Das, was ich jetzt noch sagen möchte, ist nicht abgesprochen, denn wenn ich das vorher angekündigt hätte, wäre ich vielleicht von der Liste der Laudatores gestrichen worden. Ich möchte gerne eine zweite Laudatio anstimmen und zwar die möchte ich an Dich, Andreas, richten. Ich glaube, dass es eine große Kunst ist, einen Beruf zu ergreifen und ihn so auszufüllen, wie Sie das getan haben und bis heute tun. Ich glaube, dass es noch eine größere Kunst ist, das Leben unter den Bedingungen zu meistern, die diese Krankheit denen auferlegt hat, die sie befallen hat. Ich finde, Andreas, dass Du auf für mich unvorstellbare Weise immer wieder in das Leben zurückgekehrt bist und dass du dir immer neue Berufungen gesucht hast und bis heute suchst, und wenn ich sagen sollte, was Sie vielleicht beide verbindet, dann ist es das. Ich glaube, Sie verstehen es, für sich Sinn daraus zu schöpfen, für andere da zu sein. Das gelingt Ihnen in einem großartigen Maße als Arzt, das gelingt dir in einem großartigen Maße als Mensch. Und wenn ich mich jetzt vor Ihnen beiden verneigen möchte, dann gilt das zugleich auch all den Menschen, die zum einen ähnlich […] Menschen begleiten in der Heilung, in der Bewältigung des Lebens unter den Bedingungen dieser Erkrankung und denen, die das Leben meistern unter den Bedingungen dieser Erkrankung, weil ich glaube, dass es eine Leistung ist, die sich kaum in Worte fassen lässt, und ich wünsche Ihnen allen, dass Sie auf beiden Seiten Gelegenheiten finden, für sich darin Sinn zu entdecken. Für mich ist es ein großes Glück, dass ich Ihnen das so sagen darf, Ihnen dazu alles Gute wünschen kann. Ein gutes Leben und für heute einen guten Tag! STARKER APPLAUS