Zum Tod von Prof. Dr. Feist - eine Enzyklopädie des Wilson-Wissens ist aus unserem Leben geschieden

von Reinhard Borek (Kommentare: 0)

Nachruf des Vereinsvorstandes Morbus Wilson e. V. für Herrn Prof. Dr. Dietrich Feist, 87-jährig verstorben am 16. Mai 2022

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Viele von uns werden ihn in Erinnerung noch engagiert vor sich sehen:
Herrn Prof. Dr. Dietrich Feist ...

Vom ersten Tag der Gründung unseres Selbsthilfevereins Morbus Wilson e. V. an war er unserem Verein bis zuletzt sehr verbunden. So gehörte er bereits einst in Rosenheim an jenem 15. September 1990 zu jener "Handvoll" engagierter Gründungsmitglieder unseres Morbus Wilson e. V. und zeigte seine Verbundenheit als fortwährendes Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats unseres Vereins.

Wer der Älteren kannte ihn nicht, ihn, der seit Bestehen unseres Morbus Wilson e. V. auch die alljährlichen Symposien unter anderem mit Vorträgen und im Podium bereichert oder oft auch Mitgliederversammlungen sowie die Regionaltreffen im Heidelberger Raum aktiv besucht hat?

Auf die traurige Nachricht seines Ablebens schrieb eine Wilson-Patientin treffend:

„Damit scheidet eine Enzyklopädie des Wilson-Wissens aus unserem Leben. Ohne Prof. Feist wäre mein Leben ganz sicher sehr viel anders verlaufen.“

Ja gewiss, die Wilson-Expertise von Herrn Prof. Dr. Dietrich Feist hat Lebensläufe von etlichen Patientinnen und Patienten mit Morbus Wilson zum Besseren zu prägen vermocht, Eltern und Angehörigen immer wieder Hoffnung und Zuversicht trotz Diagnose gegeben!

Die fortwährende Dankbarkeit kann darum auch in diesem würdigenden Nachruf nicht genug mit Worten ausgedrückt werden!

Auf zwei Texte sei sich dankbar erinnernd in diesem Nachruf für Herrn Prof. Dr. Dietrich Feist geblickt:

  1. Herr Prof. Dr. Dietrich Feist formulierte seinerseits einen Nachruf für den am 27.10.2008 verstorbenen Herrn Prof. Irmin Sternlieb (New York):  Durch dessen „Wilson“-Labor und „Wilson“-Expertise konnte seine Heidelberger Arbeitsgruppe „Morbus Wilson im Kindesalter“ große Unterstützung erfahren, so dass er also bei jenem Herrn Prof. Sternlieb stets dankbar ‚Rat für Wilson-Patienten einzuholen‘ vermochte und seinerseits schließlich den Eindruck von Prof. Sternliebs amerikanischen „Wilson“-Patientinnen und -Patienten teilte, dass Prof. Sternlieb „zu den Menschen, die man nie vergisst“ gehöre. (Dies ist komplett nachzulesen im „MW-Mitteilungsblatt 2009“ unseres Morbus Wilson e. V. auf Seite 48 bzw. online im Mitgliederbereich.)

    Nun auf Herrn Prof. Dr. Dietrich Feist selbst übertragen können in der Stunde des Abschieds von ihm wohl auch zahlreiche unserer „Wilson“-Patientinnen und -Patienten in dieses schöne Votum im Blick auf ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit ihm einstimmen: Prof. Feist gehört zu den Menschen, die man nie vergisst!

  2. Und so vermag auch die Laudatio einer Patientin anlässlich des 80. Geburtstages Herrn Prof. Dr. Dietrich Feists, vor ihm und vor allen Anwesenden festlich gehalten beim Symposium in Heidelberg am 20. Juni 2015, exemplarisch auszudrücken, wie sein ärztliches Wirken beharrlich sowie sukzessive zu einer umsichtigen, ja notwendigen, also die Not wendenden, zukunftsförderlichen Perspektive der Bewältigung des Lebens als Patientin, als Patient mit Morbus Wilson führen kann!

    Eine für „Seltene Erkrankungen“ vergleichsweise enorme Zahl von rund 250 über mehr als vier Jahrzehnte hin begleiteten „Wilson“-Patientinnen und -Patienten wird in jener Laudatio erwähnt, die Herrn Prof. Dr. Dietrich Feist erkrankungsspezifisch suchten und glücklicherweise auch fanden, in all ihrer jeweiligen, herausfordernden Spezifik an Symptommischungen des Morbus Wilson.

    17-jährig kam auch die Laudatorin und ebenfalls „Wilson“-Patientin vor fast 30 Jahren mit ihrer Mutter extra aus Berlin nach Heidelberg, um sich bei Herrn Prof. Dr. Dietrich Feist ‚seltenen‘ Rat zu holen. - Wie wichtig der Zuwachs an Sicherheit im Leben mit einer herausfordernden Erkrankung ist und wie wichtig dabei das Vertrauen in die Kompetenz der ärztlicherseits Begleitenden ist, weiß wohl jede und jeder, der mit einer Krankheits-Diagnose konfrontiert wird. - Ein sehr gutes, persönliches Beispiel formulierte jene Laudatorin, darum heute still und dankbar erinnernd erwähnt. Konkret vermag hier jede und jeder, die bzw. der den Verstorbenen kannte, seine ganz persönlichen Erinnerungen in einem Leben mit dem „Wilson“ beizufügen, ob selbst betroffen oder als nahes Familienmitglied.

    In der Ausgabe unserer Morbus Wilson Nachrichten von 2016 ist über Herrn Prof. Dr. Feist auf Seite 7 (auch online im Mitgliederbereich auffindbar) unter anderem zu lesen: „Seine wissenschaftliche Betätigung auf dem Gebiet des Morbus Wilson und die Behandlung der Morbus Wilson Patienten ist sein Lebenswerk, das ohne die Unterstützung durch seine Familie – besonders seiner Ehefrau – nicht so möglich gewesen wäre.“

Unser ausdrücklicher Dank gilt darum auch heute der Familie von Herrn Prof. Dr. Dietrich Feist, seiner Frau und seinen Söhnen, die sein Wirken für die „Wilson“-Familie mit ermöglichten und vermutlich zuweilen ihn, weil er am Telefon oder auswärts „wilson“-gefordert war, entbehren mussten.

Zur Trauerfeier auf dem Friedhof in Ladenburg/Neckar am 3. Juni 2022 wird ein engagiertes Mitglied unseres Morbus Wilson e. V. zugegen sein, um stellvertretend für alle, die mit Herrn Prof. Dr. Dietrich Feist durch seine enorme Fach-Expertise hinsichtlich jener seltenen Kupferspeichererkrankung verbunden waren, unser aller Dankbarkeit auszudrücken und den Angehörigen unsere herzliche Anteilnahme zu übermitteln.

Wir bleiben angesichts seines Ablebens traurig mit stillen und sehr dankbaren Grüßen zurück, wünschen den Angehörigen Trost und Kraft und werden das Gedenken an Herrn Prof. Dr. Dietrich Feist auch künftig wertschätzend im Morbus Wilson e. V. bewahren.

Im Namen der Mitglieder sowie des Vorstandes des Morbus Wilson e. V.

Wiebke Papenthin (Vors.) und Andreas Funke-Reuter (Stv. Vors.)

Mai 2022

Morbus Wilson e.V., eingetragen im Vereinsregister beim Amtsgericht Potsdam (VR 8947 P), Zehlendorfer Damm 119, 14532 Kleinmachnow, www.morbus-wilson.de

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