Ursachen

Morbus Wilson ist eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung des Kindes-, Jugend- oder Erwachsenen-Alters, der eine Kupferüberladung zugrundeliegt.
Die Krankheit wurde nach Samuel Alexander Kinnier Wilson, M.D., D.Sc., F.R.C.P. benannt.

Symptomatik

 

Die Symptome eines Morbus Wilson lassen sich grob in 2 Kategorien einteilen:
hepatologische und neurologische/neuropsychiatrische und Symptome

Klassisch treten zwischen dem 5. und 20. Lebensjahr hepatische Symptome (wie z.B.
allgemeine Müdigkeit, Magen- und Darmstörungen, Gelenkschmerzen, Gelbsucht und
gelegentlich Anämie) auf. Die neurologischen Symptome bilden sich oft erst im
Erwachsenenalter zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr aus. Zu den typischen neurologisch
Symptomen zählen z.B. Zittern, Sprachstörungen, Schwierigkeiten beim Gehen und
Schreiben, vermehrter Speichelfluss, Versteifung und Fehlstellung der Gliedmaßen.
Psychiatrische Auffälligkeiten reichen von Psychose, verminderter geistiger
Leistungsfähigkeit bis zu schweren Verhaltensstörungen.

Die meisten Patienten werden erstmals im Alter zwischen 5-15 Jahren durch erhöhte
Leberwerte auffällig, die zunächst auf eine Hepatitis hinweisen.

Typische Laborparameter

  • Serumkupfer (< 70 µg/dl)
    • Der Serum-Kupfer-Wert kann in seltenen Fällen auch im
      Normbereich liegen. Hohe Blutkupferwerte sprechen eher
      gegen einen Morbus Wilson
  • Coeruloplasmin (< 20 mg/dl)
    • ist bei 5% der Patienten normal und bei 20% der Gesunden
      erniedrigt/ Typisch bei Morbus Wilson sind Werte &lt; 10
      mg/dl
  • freies Kupfer (> 10 µg/dl)
    • Formel: (Serumkupfer in [µg/dl])-(Cp [mg/dl]×3)
      Aber: Dieser Wert spielt für die Diagnosestellung KEINE
      Rolle
  • Urinkupfer (> 40 µg/Tag)
    • obere Normgrenze; &gt; 100 µg/Tag diagnostisch auf Morbus
      Wilson hinweisend
  • hepatisches Kupfer (>250 µg/g
    Trockengewicht)
    • (normal < 100 µg/g)
  • ATP7B Gentest (Ist heute Standarddiagnostik und sollte bei allen Verdachtsfällen erfolgen)

 

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Erkrankung ist von grundlegender Bedeutung für

jeden Patienten. Gerade bei einer so seltenen Krankheit wie Morbus Wilson sollten Betroffene
genau über ihre Erkrankung und Gesundheitszustand informiert sein, um im Gespräch mit
Betreuenden mitreden zu können. Doch oftmals fällt es schwer, sich genügend Wissen
anzueignen, denn das Lesen medizinischer Texte oder Arztberichte ist keine leichte Aufgabe.
Zu viele Begriffe finden dort Verwendung, die ein Laie einfach nicht kennt oder genau
definieren kann.

Die Diagnose kann durch folgende Untersuchungen gestellt werden:

  • Augenärztliche Untersuchung nach dem Kayser-Fleischer-Kornealring
  • Laborchemische Untersuchungen: Kupfer und Coeruloplasmin im Serum, Kupfer im 24-Stunden-Urin
  • Leberbiopsie mit Bestimmung des hepatischen Kupfers
  • Gentest

Um Ihnen das Leben in dieser Hinsicht etwas zu erleichtern, haben wir ein Wörterbuch
medizinischer Begriffe für Sie zusammengestellt. Dieses ist für Mitglieder in unserem
Mitgliederbereich einsehbar.

Transition

Je eher die Diagnose Morbus Wilson bei einer oder einem Betroffenen gestellt wird, umso besser ist es.

Eine besondere Lebensphase wird von der ärztlichen Begleitung her mit dem lateinischen Wort "transire = hinübergehen" verknüpft und als "TRANSITION" bezeichnet, was konkret den Übergang der therapeutischen Begleitung von der Kinderheilkunde hin zur Erwachsenenmedizin meint.

Um diesen erfahrungsgemäß vielseitig herausfordernden Prozess zu unterstützen, ist nun dankenswerterweise ein spezieller, fachkundig durchgesehener TRANSITIONSBOGEN MORBUS WILSON erstellt worden, der auf der Homepage unter "Die Krankheit" -> "Transition" neuerdings einzusehen ist.

Für die erarbeitete Fassung ist besonders dem diesbezüglichen Engagement von Frau Dr. med. Charlotte Thiels, Oberärztin Abteilung für Neuropädiatrie mit Sozialpädiatrie, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Ruhr-Universität Bochum, herzlich zu danken.

Therapien

 
 

Zur Therapie zugelassene Wirkstoffe

Zur Primärtherapie werden in Deutschland die Wirkstoffe D-Penicillamin, Trientin und Zink
eingesetzt. Bei D-Penicillamin und Trientin handelt es sich um Chelatbildner. Diese binden
das Kupfer und sorgen dafür, dass es aus dem Körper ausgeschieden wird.

Bei D-Penicillamin und Trientin erfolgt die Ausscheidung über den Urin.
Die orale Zinkapplikation führt zur Verminderung der Kupferresorption im Darm. Das
Nahrungskupfer bei der Zinktherapie wird über den Stuhl ausgeschieden.

Zu Behandlungsbeginn werden bei akut erkrankten Patienten zur ersten Entkupferung der
Patienten vorrangig D-Penicillamin und Trientin empfohlen. Zur Erhaltungsmedikation nach
Überstehen der akuten Krankheitsphase bzw. zur Therapie bei Zufallsbefunden (z.B.
Geschwisteruntersuchung) wird darüber hinaus Zink eingesetzt.

Die Einnahme aller genannter Medikamente erfolgt meist in mehreren Einzeldosen über den
Tag verteilt auf leeren Magen, d.h. 1-2 Stunden vor bzw. 1-2 Stunden nach den Mahlzeiten.

Weitere Therapieansätze

Als weiterer Wirkstoff ist Tetrathiomolybdate (TTM) bekannt. TTM ist wie D-Penicillamin
und Trientin ein Kupferbinder.

TTM ist in Deutschland noch nicht zugelassen. An einigen Kliniken werden Studien zu einem
Medikament durchgeführt, das den Wirkstoff TTM enthält.

Da es sich bei Morbus Wilson primär um eine Lebererkrankung handelt, kommt zur Therapie
der akuten Krankheitsform, insbesondere bei fulminantem Leberversagen, auch eine
Lebertransplantation in Betracht. Die Anzahl der in Deutschland durchgeführten
Transplantationen ist sehr gering.

Ernährung:

Es wird eine gesunde und vielfältige Ernährung empfohlen. Alkohol und Genussmittel sollten
allenfalls in geringen Mengen genossen werden.

Unter laufender medikamentöser Therapie ist eine kupferarme Diät bei Morbus Wilson nicht
zwingend erforderlich. Allerdings sollten besonders kupferhaltige Nahrungsmittel weiterhin
gemieden werden.

Eine Nahrungsmittelliste finden Mitglieder in unserem Mitgliederbereich.

Möchten Sie für einen längeren Auslandsaufenthalt Ihr Medikament in größeren Mengen bei
einer Flugreise mit im Handgepäck transportieren, so kann es unter Umständen beim Zoll
bzw. bei der Sicherheitskontrolle des Handgepäcks Probleme geben. Um sich bestmöglich auf
eine solche Situation vorzubereiten, ist es ratsam, ggf. den betreuenden Arzt um eine
Bescheinigung der Notwendigkeit der Medikamenteneinnahme zu bitten (ggf. in englischer
Sprache), die auf der Reise mit sich geführt werden kann.